Früheres Gasthaus galt lange als Schandfleck, heute ist es ein kreativer Hotspot

Das ehemalige Gasthaus „Schwarzer Adler“ galt im Stadtteil Eibach lange als Schandfleck – bis sie sich des historischen Gebäudes annahm: Celine-Michelle Cotte kaufte das Objekt 2013 mit Ihrem Bruder und sanierte es vom Keller bis unters Dach. Was lange währte wurde irgendwann gut.Heute findet Celine-Michelle Cotte: Am Ende war es Schweiß und Mühe wert.

Das Interesse am „Schwarzen Adler“ ist nach wie vor groß. Nicht selten bleiben Passanten vor dem Gebäude stehen und fragen Eigentümerin Celine-Michelle Cotte nach der Geschichte des Hauses oder berichten von eigenen Erlebnissen im früheren „Adler“, der lange Zeit eine Gaststätte war. Manche bringen historische Fotos oder Postkarten mit. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Cotte.
Vor einem halben Jahr ist sie mit ihrer Werbeagentur in das Gebäude eingezogen. „Wir haben uns gut eingelebt.“ Und auch die neue Partneragentur „machen.de“ habe man ins Herz geschlossen. Denn das ist das Konzept: Mehrere Firmen und Gründer unter einem Dach zu vereinen.
Im obersten Stockwerk wird es ab dem kommenden Jahr auch einen sogenannten Coworking Space geben. Auf rund 170 Quadratmetern erstreckt sich der Raum, nur unterbrochen von alten Dachbalken. „Coworking“ ist eine neue Arbeitsform. Freiberufler, Kreative, kleine Startups oder digitale Nomaden arbeiten hier in großen, offenen Räumen zusammen und können idealerweise irgendwie voneinander profitieren. In den ersten Stock des Gebäudes hat sich mit der Firma „InQBits“ bereits ein Startup eingemietet. „Das unterstreicht das Konzept des ‚Schwarzen Adlers‘ als jungen, kreativen Hotspot“, sagt Cotte.
Im Erdgeschoss sind ein Empfangsbereich und ein großer Mehrzweckraum mit moderner Küche entstanden. Er ist für Tagungen und Firmenevents gedacht. An den Mehrzweckraum grenzt ein Wintergarten aus Glas, der einen Blick in den Garten ermöglicht. Kurz vor dem ersten Frost wurden hier noch Pflanzungen durchgeführt.

Offizielle Eröffnung 2018
Einige Detailarbeiten am und im Gebäude, wie die Anbringung des alten Schriftzugs und das Fertigstellen und Möblieren des Veranstaltungsraums, fehlen noch. Aber bis zur offiziellen Eröffnung, die ebenfalls 2018 stattfinden soll, bleibt Celine-Michelle Cotte ja noch etwas Zeit.
Vor der offziellen Eröffnung hätte es übrigens im vergangenen Jahr eine 400-Jahr-Feier geben sollen. Bis dahin ging nicht nur die neue Eigentümerin – damals noch mitten in den Renovierungsarbeiten – davon aus, dass das Gebäude 1616 erbaut worden ist, auch Denkmalschutz und Co. hegten diesen Glauben.
Bis zu dem Tag, an dem durch ein Fachgutachten das wahre Baujahr ans Tageslicht kam. Demnach entstand 1650 der erste, vordere zweistöckige Teil des Hauses entlang der jetzigen Eibacher Hauptstraße. 1877 wurde ein weiterer Gebäudeteil angebaut, der 1892 um einen weiteren Abschnitt zur heutigen rechteckigen Form ergänzt wurde. „Wir alle, Bauherren, Architektin und der Denkmalschutz, waren davon sehr überrascht. Daher fällt unsere 400-Jahr-Feier aus und wird um 34 Jahr verschoben“, postete die 37-Jährige damals mit einem kleinen Augenzwinkern auf der eigens eingerichteten Facebookseite „Schwarzer Adler Eibach“.
Dass der „Adler“ 34 Jahr jünger ist als gedacht, spielt für die neue Besitzerin aber keine Rolle. „Alt ist alt“, sagt Cotte. Bei den Renovierungsarbeiten ging es ihr allein darum, den Charme des Gebäudes zu erhalten. An zwei Stellen im Haus wurde deshalb der alte Wandbelag sorgsam freigelegt und als Deko-Element bewusst so belassen. „Wir haben versucht, so viel Altes wie möglich zu erhalten“, erzählt Cotte. Wo es ging, wurden etwa im Treppenhaus Stufen und Geländer restauriert. Das alte Holz, das noch brauchbar war, findet sich als Bodenbelag im Dachgeschoss wieder.
Bereut hat die 37-Jährige es nie, das Mammutprojekt, das sie mehrere Jahre Arbeit, Schweiß und Mühe gekostet hat, in Angriff genommen zu haben. „Ich finde es einfach nur schön“, schwärmt sie.

Stefanie Taube

Daten

Wo: Nürnberger Nachrichten
Wann: 20. November 2017
Wer: Stefanie Taube

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